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Montag, 14. März 2016

Was ist eigentlich ein Au Pair - die aktuelle Diskussion um Au Pairs und den Mindestlohn

Hey Leute!

Hier bin ich wieder! Und zwar habe ich dieses Mal ein aktuelles Thema, das für Au Pairs und alle die, die es vielleicht werden wollen, sehr interessant ist.
Und zwar wird in Irland momentan diskutiert, Au Pairs zukünftig als richtige Angestellte anzuerkennen (zur Zeit ist Au Pair ein kultureller Austausch und keine richtige Arbeit) und somit müssten Au Pairs nicht nur Steuern zahlen, sie bekämen auch einen Mindestlohn (der in Irland bei 9,15€ liegt).
Anlass für diese Diskussion ist ein Gerichtsurteil, das eine Familie dazu verdonnerte, ihrem ehemaligen Au Pair nun fast 10 000€ zu zahlen.
Das Au Pair hatte ihre Gastfamilie verklagt, weil sie um die 60 Stunden wöchentlich arbeiten musste und dafür nur das für ein Au Pair vorgesehene Taschengeld von 100€/Woche bekam.
Nachdem dies öffentlich wurde, gab es noch um die 40 weitere Anzeigen anderer Au Pairs, die teilweise noch schlechter behandelt wurden.
Dieser Fall hat sehr viel Aufsehen erregt und nun wird heiß diskutiert, was ein Au Pair überhaupt ist und wie es demnach behandelt und bezahlt werden soll.
Dazu muss man wissen, dass es in Irland momentan kein Gesetz gibt, was definiert, was ein Au Pair ist.
Von den Au Pair-Agenturen allerdings wird eindeutig dargelegt, dass ein Au Pair kein Arbeitsverhältnis im klassischen Sinne ist, sondern das Au Pair soll Familienmitglied auf Zeit werden und sich um die Kinder der Familie und leichte Hausarbeiten kümmern, dafür soll es Kost und Logis sowie ein wöchentliches Taschengeld bekommen.
Für die meisten Au Pairs funktioniert dieses Arrangement sehr gut, viele Gastfamilien sind sehr herzlich und wissen, dass ein Au Pair Freizeit braucht, um z.B. einen Sprachkurs zu besuchen oder sich mit Freunden zu treffen.
Natürlich muss man als Au Pair auch mal länger arbeiten - ich beispielsweise müsste jeden Tag 10 Stunden arbeiten, wenn meine Gasteltern mir da nicht so sehr entgegen kämen, dass ich eigentlich jeden Tag maximal 8 Stunden arbeite, weil dann z.B. die Oma zu Besuch kommt oder mein Gastvater früher von der Arbeit heimkommt, damit ich eine Pause habe.
Außerdem bekomme ich für die Tage, an denen ich länger arbeiten muss, mehr Geld.
Für mich - wie auch für viele andere Au Pairs - wäre es sehr schade, wenn der Mindestlohn für Au Pairs eingeführt würde, da einige Familien es sich dann nicht mehr leisten könnten, ein Au Pair aufzunehmen. Um das mal ganz kurz anschaulich darzustellen:
Ich arbeite pro Woche ca. 37,5 Stunden (ich runde das jetzt auf 38 Wochenstunden auf, der Einfachheit halber), bekomme dafür 150€, das wäre ein Stundenlohn von 3,95€. Wenn ich nun den Mindestlohn bekäme, wäre mein "Taschengeld" 347,70€/Woche. 
Das wiederum wären im Monat 1390,80€. 
Das ist eine Menge Geld dafür, dass ich quasi eine unqualifizierte Arbeitskraft ohne Ausbildung im Bereich der Kinderbetreuung bin. 
Wenn man dem Au Pair schon so viel Geld bezahlt, dann müsste es sich auch an den Kosten für Miete, Heizung, Wasser, Strom und Lebensmitteln beteiligen - wie jeder normale Arbeiter auch.
Dies wiederum bedeutet, dass der eigentlich angestrebte "kulturelle Austausch" gänzlich verloren geht.
Vermutlich würden Gastfamilien dann auch lieber jemanden Professionellen mit viel Erfahrung und bestenfalls einer Ausbildung einstellen, wenn man schon so viel Geld bezahlt.
Das wäre unglaublich schade, denn als Au Pair lernt man nicht nur eine neue Kultur kennen und vertieft seine Sprachkenntnisse, man trifft auch eine Menge wundervoller Menschen und wird viel selbstständiger und selbstbewusster.
Ich befürchte auch, dass das lockere Verhältnis zu den Gasteltern, das die meisten Au Pairs pflegen, verloren ginge, weil man halt eine richtige Angestellte wäre und das nochmal die gesamte Atmosphäre verändern würde.
Auf der anderen Seite kann es natürlich aber nicht sein, dass ein Au Pair als billige Arbeitskraft ausgenutzt wird, es muss ein Gesetz her, das vor Missbrauch schützt. 
Jedoch glaube ich nicht, dass die Anerkennung des Au Pairs als Angestellte der richtige Weg ist.
Vielmehr denke ich, dass ein Gesetz das Au Pair nur als Stütze für die Eltern beschreiben sollte, ebenso wie seriöse Agenturen es tun.
Außerdem behaupte ich, dass es sinnvoll wäre, Au Pairs nur noch über staatlich geprüfte Agenturen einreisen zu lassen wie es beispielsweise in den USA geläufig ist. 
So kann man sicher stellen, dass alle Au Pairs legal ins Land einreisen, zudem sollten die Agenturen Familien überprüfen, die ein Au Pair aufnehmen wollen.
Über eine Agentur in ein Gastland einzureisen, gibt einem selbst auch Sicherheit, da man weiß, dass man einen Ansprechpartner hat, der einem bei Problemen weiterhelfen kann.
Ich bekomme z.B. regelmäßig eine E-Mail von MultiKultur, in der nachgefragt wird, wie es mir so geht und ob alles in Ordnung ist. Ebenso werde ich von der irischen Partneragentur angerufen und es wird sich nach meinem Wohlergehen erkundigt. Es gibt mir einfach ein sicheres Gefühl, zu wissen, sollte irgendetwas passieren, dass ich jemanden habe, der sich mit der ganzen Au Pair-Sache auskennt und mir schnell weiterhelfen kann.
Ich finde, die Agenturen sollten die Möglichkeiten haben, Gastfamilien vom Au Pair-Programm auszuschließen, wenn Au Pairs sich beschweren, dass sie ungerecht behandelt werden.
Insgesamt finde ich es sehr wichtig, dass Au Pairs von den Gastfamilien gut behandelt werden und sie sollten eine Möglichkeit haben, offen zu sagen, wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte. Für die meisten Familien ist es ein No-Go das Au Pair quasi den ganzen Haushalt schmeißen zu lassen und ihm kein bisschen Freizeit zu gönnen, und dabei nur einen "Hungerlohn" von 100€ zu zahlen, die meisten Familien kriegen es gut hin, dass das Au Pair fair behandelt wird.
Mein Gastvater meinte auch, dass er es furchtbar fände, wie viele Familien ihr Au Pair behandeln und wenn er so etwas hört wird er ganz böse. Schließlich betreuen wir das Wichtigste, das die Familie "besitzt" - ihre Kinder.
Jedes Au Pair hat ein Recht darauf, fair behandelt zu werden und eine schöne Zeit im Ausland zu verleben.
Leider sieht es in der Realität für Einige ganz anders aus - da muss der Staat schon eingreifen und etwas tun.
Aber der Mindestlohn ist nicht der richtige Weg. 
Vielmehr sollten die Rechte des Au Pairs klar definiert werden - und bei Missbrauch müssen Konsequenzen auf die Familie warten. Außerdem sollte die Rolle der Agenturen gestärkt werden, sodass jedes Au Pair einen direkten Ansprechpartner hat.
Das ist meine Meinung dazu - und viele Andere, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, sehen es so oder jedenfalls so ähnlich wie ich.
Natürlich habe ich auch mal bei der Agentur nachgefragt, weil ich gerne eine professionelle Meinung hören wollte. Von dort habe ich dann erfahren, dass es nicht so ist, dass das Au Pair-Programm gänzlich ungeregelt ist - es gibt internationale und länderspezifische Bestimmungen, an die Gastfamilien sich halten müssen. Zu nennen sind beispielsweise die RAL-Gütegemeinschaft in Deutschland und die Organisation INAPA in Irland. Sie regeln genau, welche Pflichten und Rechte ein Au Pair hat und auch wie viele Stunden es in der Woche arbeiten darf. Eine gute und seriöse Au Pair-Agentur ist Mitglied in diesen Organisationen und setzt sich dafür ein, dass diese Bestimmungen eingehalten werden. Jedes Au Pair, das mit einer Agentur ins Ausland reist, hat außerdem einen Vertrag mit der Gastfamilie, in der dies alles ebenfalls geregelt ist. 
Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass man als Au Pair abgesichert ist, wenn man sich über eine Agentur vermitteln lässt, denn wer seine Gastfamilie im Internet findet, riskiert, dass die Bestimmungen der INAPA nicht eingehalten werden, da es keine "Kontrollinstanz" (wie z.B. eine Agentur) gibt; die meisten Au Pairs haben dann nicht mal einen Vertrag.
Damit will ich nicht behaupten, dass alle Familien, die ein Au Pair im Internet suchen, dieses auch schlecht behandeln werden - ich kenne sehr viele super nette Familien, die ihr Au Pair über Au Pair World oder ähnliche Seiten gefunden haben - ich will nur sagen, dass man ggf. ein höheres Risiko hat, in eine "schlechte" Familie zu kommen und dann niemanden hat, der einem weiterhelfen kann.

Was denkt ihr darüber?

Wer gerne die aktuellen Nachrichten dazu verfolgen will, kann auf folgende Links klicken:

http://www.thejournal.ie/au-pair-employment-law-2648083-Mar2016/

http://m.rte.ie/news/2016/0308/773336-au-pair-ruling/

http://www.irishtimes.com/news/social-affairs/au-pairs-must-be-paid-minimum-wage-ictu-says-1.2569858

Ich hoffe, ich habe alles verständlich formuliert und ihr findet das auch so interessant wie ich. Ich werde die Nachrichten zu dem Thema natürlich weiter verfolgen und wenn es irgendetwas Neues zu berichten gibt, melde ich mich.

Viele Grüße!

Eure Melina 


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